Gerade Startups befinden sich in einer spannenden Phase: Nicht nur, dass die eigene Idee zum Leben erwacht und ein Produkt im besten Fall den Markt erobert. Es bildet sich in der Regel auch ein kleines Team um die Gründer: Entwickler, Assistenzen, Marketing Manager, Vertriebler und mehr.
Und für die Chefs, die heute immer öfter selbst gerade mal Ende 20 sind, stellt sich dann auch die Frage: „Wie gehe ich mit der Führungsverantwortung um? Wie helfe ich meinem Team, sein geballtes Potenzial optimal auszuschöpfen?“
Die Antwort ist einfach: Alles steht und fällt mit dem Arbeitsklima.
1. Stellung beziehen
Eure Mitarbeiter sollten wissen, dass die Firma von einer Person oder Personengruppe geleitet wird, die weiß was sie tut und 100 Prozent hinter dem Produkt oder der Dienstleistung steht. Nichts spricht dagegen, nach Feierabend mal ein Bierchen zusammen zu trinken.
Aber zu enge persönliche Beziehungen können die Zusammenarbeit erschweren. Früher galt der Spruch: „,Du A*schloch‘ ist schneller gesagt als ,Sie A*rschloch‘.“ Da ist etwas dran.
Nun spricht sicherlich nichts dagegen, mit seinem gesamten Team per Du zu sein und so lange alles glatt läuft, ist ein freundschaftlicher Umgang auch nicht tragisch. Aber jeder Inhaber eines Start-Ups sollte sich darüber im Klaren sein, dass man unternehmerisch auch mal in raue Fahrwasser kommen kann – und dann ist es wichtig, dass man als Kapitän respektiert wird.
Darum: Vertrauen: ja – Distanz: etwas – Kumpels: nein. Letzteres geht in den seltensten Fällen gut, wenn man nicht vor der Zusammenarbeit schon ein enges Verhältnis hatte.
2. Kernarbeitszeit statt Gleitzeit
Heute ist es üblich, dass man als Angestellter in seiner Arbeitszeit und auch bezüglich Arbeitsort sehr flexibel ist. Unternehmen sollten jedoch beachten, dass es wichtig ist, dass das gesamte Team regelmäßig zusammenkommt. Es muss ja nicht an 5 Tagen die Woche sein. Aber ein Tag in der Woche sollte schon drin sein.
Eine Anordnung, wonach jeder jeden Montag oder Freitag von 9 bis 16 Uhr in der Firma zu sein hat, fördert zum einen das persönliche Miteinander, gibt aber auch die Möglichkeit, dass das Unternehmen als Gesamtes zusammenkommt, um wichtige Teambesprechungen zu halten und dafür zu sorgen, dass alle auf dem gleichen Stand sind, was die spannenden Entwicklungen angeht – unabhängig davon, ob das Team aus drei oder 30 Personen besteht.
Was war, wo stehen wir, wo geht es als nächstes hin? Von Angesicht zu Angesicht lassen sich diese Fragen eindrucksvoller beantworten, als mit einer schnöden Rundmail. Mal ganz abgesehen davon, dass man so das Team am Erfolg und auch an den Herausforderungen teilhaben lässt.
3. Mit gutem Beispiel voran gehen
Man sollte von anderen nichts verlangen, was man selbst nicht bereit ist zu geben. Eine alte, aber wahre Weisheit. Das fängt schon damit an, wie man morgens das Büro betritt. Achtet darauf, dass ihr keine schlechte Laune mitbringt. David Shindler, Autor von Learning the Leap sagt, dass die Stimmung, die man in der ersten Stunde der Arbeitszeit verbreitet, einen Einfluss auf den restlichen Tag hat.
Wer also schon missgelaunt in den Tag startet, läuft eher Gefahr, den restlichen Tag so zu verbringen und auch seine Kollegen anzustecken. Gerade, wenn man in einer Führungsposition ist.
4. Präsent sein
Auch wenn ihr Morgenmuffel seid – gerade als Führungspersonen müsst ihr präsent sein. Sowohl physisch als auch psychisch. Nichts ärgert Angestellte mehr, als ein Chef, der morgens grußlos an einem vorbei rauscht.
Ihr müsst kommunizieren mit eurem Team. Denn letztlich – sind wir mal ehrlich – wo wäret ihr ohne das Team? Macht es euch zur Gewohnheit, einen Moment euren Mitarbeitern zu widmen: Stellt Augenkontakt her, schenkt ihnen ein Lächeln, fragt, wie es ihnen geht, ob sie heute etwas von euch brauchen … Nehmt sie einfach wahr.
Und auch das werden sie aufnehmen und in ihr Miteinander einfließen lassen. Das ist gut fürs Team, gut für die Produktivität und letztlich gut für euch!
5. Rituale einführen
Tägliche Rituale sind wie die Leitplanken einer 6-spurigen Autobahn. Sie geben Orientierung und lassen dennoch genügend Spielraum für den Einzelnen. Haltet euch jeden Tag fünf bis zehn Minuten für einen „Company Call“ frei. Am besten gleich morgens. Entweder das gesamte Team kommt kurz zusammen, oder man „trifft“ sich online via Skype.
Alle sagen Hallo, berichten von Zielen für den Tag, oder man spricht aktuelle Themen an, die für das gesamte Team wichtig sind, selbst wenn es dabei nur um den Wunsch geht, eine neue Kaffeesorte einzuführen. Was im ersten Moment banal klingt, sorgt psychologisch für ein Wir-Gefühl.
Gerade bei Startups, wo noch alles neu ist und jeder sich erst noch in seine Rolle finden muss, ist es wichtig zu wissen, dass man Teil einer Gemeinschaft ist, in der sich jeder für jeden interessiert und keiner abgehängt wird.
6. Pünktlichkeit (leben)
Pünktlichkeit ist längst nicht mehr nur eine Tugend. Sie beweist vor allem Respekt gegenüber anderen. Denn unsere Terminkalender sind alle mittlerweile so voll, da ist es nicht nett, andere warten zu lassen. Erwartet Pünktlichkeit bei Meetings, Arbeitszeit und Absprachen.
Lebt aber auch eine Kultur der Offenheit: Eure Mitarbeiter sollten immer wissen, dass wenn sie euch rechtzeitig informieren, eine Verzögerung bei Arbeitsergebnissen nicht der Weltuntergang ist. Wenn es mal so weit kommt, bietet eure Hilfe an. Teamwork ist angesagt, wenn es mal eng wird. Und vor allem: Haltet euch selbst an Terminabsprachen.
7. In Ruhe Ankommen
Haltet eure Mitarbeiter an, sich morgens genug Zeit zum Ankommen zu nehmen. Einfach an den Platz setzen und erst mal nichts tun. Gebt ihnen die Zeit, sich sammeln zu können. Die erste Tasse Kaffee oder den Tee zu genießen. Den Stress vom Weg zur Arbeit oder mit dem Trubel am Morgen, wenn sie Kinder haben, hinter sich zu lassen. Wer gehetzt in den Arbeitstag startet, kann keine guten Ergebnisse liefern.
Also zuerst Privates abschalten, Gang einlegen, dann berufliches in Angriff nehmen.
8. Die 5-Minuten-Regel für Prioritäten
Wenn sie dann angekommen sind, ist es eine gute Idee, wenn sie sich erst mal einen Überblick verschaffen. Dazu reichen meist 5 Minuten: Was wurde gestern nicht erledigt, was steht heute Morgen an, was hat Priorität? Nicht jeder kann von Natur aus gut Prioritäten setzen. Schnell erschlagen einen dann das überquellende E-Mail-Postfach und die Kalendererinnerungen.
Überlegt euch, wie ihr euer Team hier mittels Software unterstützen könnt. Vielleicht gönnt ihr eurem Team auch einen Vortrag zum Thema „Anti-To-Do-List“. Es ist keine Schande – gerade wenn man noch nicht so viele Jahre im Business ist, sich hierzu professionelle Unterstützung zu holen.
Es gibt viele Angebote, die Unternehmen und ihre Mitarbeiter darin unterstützen, Aufgaben und Arbeitszeit in einer effizienten Weise zu organisieren. Wer mehr darüber erfahren will, kann mich gerne kontaktieren – ich kläre euch gerne über diverse Möglichkeiten auf.
9. Ein ordentlicher Arbeitsplatz für ordentliche Ergebnisse
Dass Chaos die Kreativität fördert, ist in den meisten Fällen leider nur eine Ausrede.
Sorgt also dafür, dass eure Mitarbeiter die Möglichkeit haben, Ordnung am Arbeitsplatz zu halten, zum Beispiel durch genügend Stauraum, Ablagemöglichkeiten etc. Wie immer: Lebt es auch vor. Zumindest zu Tagesbeginn sollte der Schreibtisch leer sein. Außerdem hilft eine geordnete Struktur auch in solchen Fällen, wenn ein Mitarbeiter unerwartet ausfällt und Kollegen dessen Aufgaben übernehmen müssen.
10. „Sie haben Post.“ – Stopft der Dame den Mund!
Wenn kein anderes System verwendet wird – zum Beispiel Social PM – können die Meldungen des E-Mail-Programms wirklich eine nerv tötende Ablenkung sein. Oft ist man versucht, kurz nachzusehen, wer da was von einem will. Gerade in der heutigen Zeit gehen zudem viele recht unbedacht mit der CC-Setzung um. Macht es daher zur Regel, dass E-Mails nur zu festgelegten Zeiten abgerufen werden.
Egal, ob ihr Mail (Apple) oder Outlook (MS), oder sonst ein E-Mail-System im Unternehmen verwendet, haltet eure Mitarbeiter an, die gebotenen Möglichkeiten der Strukturierung ihrer E-Mails zu nutzen.
11. Feng-Shui, asiatischer Purismus? Hauptsache Wohlfühlatmosphäre!
Wie sollte das Büro eingerichtet sein, damit überhaupt eine gute Arbeitsatmosphäre entstehen kann? Auf jeden Fall gibt es neben den gesetzlichen Anforderungen an einen Arbeitsplatz auch ein paar ganz einfache Dinge, die dafür sorgen können, dass sich eure Mitarbeiter wohl fühlen.
Dazu gehören ergonomische Schreibtischstühle, Pflanzen, Bilder von Gegenständen, die mit der Firma zu tun haben, genügend Raum, um sich auch mal abseits vom Schreibtisch aufzuhalten, … es muss nicht gleich ein Büro wie bei Facebook sein. Am besten fragt ihr eure Mitarbeiter, wie sie ihren Arbeitsraum am liebsten gestalten würden, und dann könnt ihr – unter Berücksichtigung eures Budgets – entscheiden, was umgesetzt werden kann und was nicht.
Warum zum Beispiel nicht einen Samstag die komplette Truppe zum Streichen und dem Aufbau neuer Möbel zusammentrommeln. Natürlich mit Getränken, Snacks, Musik. Als Dank gibt es dann am Ende des Tages ein gemeinsames Essen, oder ihr grillt oder, oder, oder … Das stärkt auch das Zugehörigkeitsgefühl im Team!
12. Die Gunst der ersten Stunde nutzen
Michael Kerr, ein international renommierter Sprecher, Autor und Präsident von Humor at Work sagt: „Viele Menschen sind der Meinung, dass ihr Gehirn in den frühen Morgenstunden am leistungsfähigsten ist und dass sie morgens am kreativsten und produktivsten sind. Überlegen Sie also, ob Sie Ihre Leistungsfähigkeit bestmöglich nutzen und legen sie wichtige Aufgaben in die Zeit, in die Sie glauben, dass Ihr Hirn auf Hochtouren läuft.“ Klingt logisch – oder?
Im Klartext heißt das: Wenn ihr wisst, dass ihr regelmäßig nachmittags in das 15-Uhr-Loch fallt, plant für diese Zeit nicht unbedingt das wichtige Meeting mit dem Kunden oder die Erledigung von wichtigen Aufgaben.
13. Frühe Pause – länger durchhalten
Statt nur der einen Stunde für das Mittagessen, kann es sinnvoll sein, bereits am Vormittag eine kleine Pause zu „verordnen“. In der Regel sind wir am Vormittag noch frisch und voller Tatendrang. Um diesen Zustand nicht über zu strapazieren, sollte man eine Pause von 10 bis 15 Minuten einlegen.
Das hilft die Gedanken zu ordnen und einfach mal dem Arbeitsfluss das Momentum zu nehmen. Denn wenn man so richtig im Flow ist, schleichen sich bei Routinearbeiten auch gerne mal Fehler ein. Wenn man dann wieder an den Arbeitsplatz zurückkehrt, hat man wieder einen frischen Blick auf die anstehenden Aufgaben.
Vielleicht nennt ihr diese Pause am Vormittag auch „Liquid-Break“ – ein fester Zeitpunkt an dem alle Teammitglieder mal ein ordentliches Glas Wasser trinken müssen. Das ist gesund und tut der Konzentrationsfähigkeit gut.
14. Gebt der Arbeit einen Sinn
Den Sinn einer Aufgabe zu kennen schafft Motivation = Ziel = Erfolg = Freude = gutes Arbeitsklima. Macht jedem Mitarbeiter klar, warum diese oder jene Aufgabe so wichtig für euch und das Unternehmen ist. Erklärt, wenn nötig, woraus sich die Notwendigkeit einer anstehenden Aufgabe ergeben hat und auch, wozu deren Erledigung führt.
Wenn der Sinn von Aufgaben transparent kommuniziert ist, dann wächst auch das Verständnis. Vor allem aber schafft man damit ein gemeinsames Verständnis bezüglich Problemen, Aufgaben, Anforderungen und Zielen. Wenn ihr das Ganze, zum Beispiel im Rahmen von Meetings – auch mit Mitarbeitern, die nicht vor Ort sind – visualisieren wollt, gibt es auch dazu Tools am Markt.
Ein ganz spannendes Tool, mit dem sich Prozesse modellieren und visualisieren lassen, ist Horus. Damit kann man schnell erkennen, wie einzelne Aufgabenpakete mit einander zusammenhängen und eventuelle Abhängigkeiten können durchgespielt werden.
15. Mythos „Nichts gesagt ist auch gelobt!“
Mit dem letzten Tipp möchte ich euch etwas sehr wichtiges mit auf den Weg geben: Unterschätzt nicht die Wirkung von Anerkennung und Lob.
Gerade in stressigen Zeiten kann es vorkommen, dass man schlicht vergisst einmal „Danke“ zu sagen. Haltet euch vor Augen, dass eure Mitarbeiter einen Großteil ihres Tages damit verbringen, euch und eure Geschäftsidee mit ihrem Wissen und ihrer Arbeitsleistung auf den Markt zu bringen. Schätzt das und bringt diese Wertschätzung zum Ausdruck.
In Deutschland sagt man oft den oben zitierten Spruch. Tatsache ist aber: Eure Mitarbeiter sehen natürlich selbst, wenn sie eine Aufgabe oder ein Projekt erfolgreich umgesetzt haben. Zum persönlichen Erfolg wird das aber nur, wenn der, für den man das tut, genau diese Leistung auch wahrnimmt; wenn er oder sie die Person wahrnimmt, die hinter dem Haken an der Aufgabe oder dem Projekt steht.
Lasst es also nicht schleifen, geht nicht davon aus, dass eure Mitarbeiter schon wissen werden, dass ihr dankbar seid (schließlich bezahlt ihr ja ein Gehalt!) – Wertschätzung und Wahrnehmung sind die kostbarsten und nachhaltigsten Investitionen, die ihr in euer Team tätigen könnt.
Fazit: Der Weisheit letzter Schluss?
Diese 15 Tipps stehen natürlich nicht abschließend für das Thema „Schaffung einer positiven Arbeitsatmosphäre“. Sie sind als Anregung gedacht und können gerade jungen Teams helfen, den Weg dahin zu meistern.
Ein positives Arbeitsklima wird euch und eurem Team auch helfen über Flauten, Durststrecken und andere anstrengende Zeiten zu kommen, die wahrscheinlich jedes Startup mal durch macht.
Quelle: Thema Arbeitsatmosphäre
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